Unverständliches Gebrüll das die Vögel aus den Bäumen und Sträuchern schreckt hebt an - ein Schmerzensschrei? Hastig schmeißt der Zwerg Trümmer von der steinernen Kellertreppe, bahnt sich einen Weg nach oben. Und rollt etwas vor sich her: ein großes Eichenfass. Umständlich richtet er es auf, bedacht darauf nichts zu beschädigen. Danach öffnet er sorgfältig den Deckel und nimmt eine Kostprobe mit seinem schmutzverkrusteten Finger. Kann so überhaupt irgendetwas außer Schweiß und Erde schmecken? Ein zweiter fürchterlicher Schrei folgt, Bewegungen und Gesichtszüge des dreckigen Alben beweisen, dass es ein Ausdruck großer Freude sein soll. Alt-Artharianer, stolz wie sie auf ihre Umgangsformen sind, blicken ja bereits auf die einfachere, klarere Sprache der späteren Einwanderer herab und nennen diese abfällig "Barbaren". Was dieser laufende Meter aber gerade von sich gegeben hat muss in jedermanns Ohr klingen wie eine stumpfe Säge, die über einen Granitblock gezogen wird. Wurde nicht ebenso unmelodisch die Sprache der Zwerge in den altvorderen Erzählungen geschildert?
Was auch immer der Kleine gerufen hat, wir wissen jetzt dass er das Altyner Bier sehr zu schätzen weiß, auch wenn es in dem Keller des ehemaligen Wirtshauses ein wenig abgestanden sein dürfte. Nachdem er kurz wieder unter der Erde verschwunden ist, taucht er mit einigen versiegelten Tonkrügen auf. Einen öffnet er ungeduldig, riecht daran und nimmt dann hastig einen kräftigen Zug. "Ahhhhhhhh" lautet das kulturübergreifend verständliche Urteil. Nun wirft er einen Blick auf das Etikett: Albenblut. Die Augen weiten sich, während der Mund gelbe Zähne preisgibt, dann verfällt der Zwerg in herzhaftes Lachen. Der menschliche Humor scheint dem Bergmännchen jedenfalls zu gefallen.
Von der flüssigen Stärkung beflügelt arbeitet der kleine Mann umso emsiger, bis schließlich das ganze Feld von Schutt, Gerümpel und Wucherungen gesäubert ist und Kellerräume zweier benachbarter Gebäude frei einsehbar sind: des größeren Wirtshauses (es muss ein Fachwerkbau gewesen sein, der auf einem soliden Steinfundament mit großzügigen Lagerflächen errichtet worden war) auf der einen Seite und eines etwas kleineren aber kostspieliger gestalteten Backsteinhauses direkt daneben. Die Grundmauer des Letzteren war derart massiv ausgeführt und die Kellerräume zudem mit so dicken eisernen Türen ausgestattet, dass es sich um ein Kaufmannshaus, eine Bank oder zumindest eine Wechselstube gehandelt haben muss. Der Zwerg, wir können ihn nach derzeitigem Kenntnisstand wohl getrost so bezeichnen, nickt zufrieden. Er scheint schon konkrete Pläne zu haben wie er das Vorhandene nutzen und gestalten will.