Fangen wir doch mal ganz von vorne an... Es gab eine Zeit, da gab es etwas, das man den Goldstandard nannte. Die Notenbank der USA gab nur so viele Dollarnoten aus, wie sie als Gegenwert in Gold zurück gelegt hatte. Dadurch war der Wert der Währung festgelegt. (Bretton Woods) Diesem Währungssystem war unter anderem auch die BRD beigetreten.
Richard Nixon kündigte dieses Währungssystem 1971 auf, weil er Geld brauchte, um die Kriege der USA zu finanzieren, (Konkret: Vietnam) ohne den Rest der Wirtschaft mangels Geldmenge abzuwürgen. 1976 empfahl der IWF seinen Mitgliedern die Goldbindung der Währungen.
Seither leben wir mit Geld, das keinen konkreten einklagbaren Gegenwert mehr hat. Das gesamte Währungssystem basiert auf dem Vertrauen, morgen für das heute erhaltene Geld Waren in gleichem Wert erhalten zu können. Wenn man dies zur Basis nimmt, erfüllt der Euro bisher seinen Zweck recht ordentlich. Immerhin ist im Euroraum die Inflation in den letzten Jahren geringer gewesen als noch zu D-Mark-Zeiten.
ABER: Durch den Anstieg der Verschuldungen sowohl der Banken als auch der Staaten wurde die Geldmenge immer weiter aufgebläht. Nur dank eines konstant hohen Wirtschaftswachstums und einer Wohlstandsmehrung im Euroraum konnte die Inflation begrenzt werden. Zudem wurden immer größere Geldmengen dem realen Wirtschaftskreislauf entzogen und vermehren sich in einem von der Realwirtschaft unabhängigen Finanzsektor, in dem die eigentliche Inflation statt finden musste. Da sich gerade hier jedoch gewaltige Summen angehäuft hatten, wurden Banken und Versicherungen vom Wertverfall eigens geschaffener Papiere zur Verschleierung dieser Inflation hart getroffen. Fatalerweise mussten viele Staaten nun massiv die Banken stützen, damit die Realwirtschaft nicht unter dieser Fehlentwicklung zu scheitern drohte. Das Geld für die Stützungskäufe liehen sich die Staaten interessanterweise von eben jenen Banken, die sie gerade mit Milliarden gerettet hatten. (Hebelwirkung von Sicherheiten) Nun haben wir nicht nur die Kredite für die Bankenhilfe aufgenommen, die unsere Haushalte belasten, sondern bezahlen auch noch Zinsen dafür an jene, welche die Krise mitverursacht haben. Fatalerweise steigen nun aber die Zinssätze, weil die Staaten als nicht mehr kreditwürdig gelten, weil ihre Schuldenlast zu hoch ist. *grübel*
Im Endeffekt geht es nun bei der Eurorettung schon lange nicht mehr darum, ob wir den "faulen Griechen" etwas zuschieben, weil kein grieschischer Bürger auch nur einen Cent von den Milliarden sehen wird. Es geht darum, dass wir mit den Krediten an die Griechen dafür sorgen, dass sie ihre Schulden bei uns und unseren (nicht den griechischen) Banken bezahlen können, damit unsere Staaten weiter kreditwürdig bleiben.
Sollte Griechenland die Schulden (bzw. die Zinsen darauf) nämlich tatsächlich nicht mehr zahlen können, müssten wir die Gelder abschreiben, die wir und die EZB dem griechischen Staat geliehen haben. Das würde dazu führen, dass unser Schuldenstand steigen würde, was wiederum neben den bekannten Abwertungen durch die Ratingagenturen zu steigenden Zinsen und damit zu Mehrausgaben bei uns führen würde. ...
Weitere Spekulationen: Wenn Griechenland einen Schuldenschnitt (wir zahlen nichts mehr) durchsetzen würde, bekämen sie auf absehbare Zeit keine Kredite mehr. Zudem müssten sie eine neue Währung einführen, die gegenüber dem Euro und anderen Währungen massiv abgewertet würde. Griechische Waren wären auf einen Schlag nichts mehr Wert und könnten zu Spottpreisen in die EU exportiert werden. Blöderweise hat Griechenland aber so gut wie keine Waren, die sie exportieren können.
Im Gegenzug würden aber alle Importe für die Griechen extrem teuer, was dazu führen würde, dass die griechische Wirtschaft nochmal deutlich einbräche. Geholfen wäre damit wohl niemandem ausser denen, die auf einen Zusammenbruch der Griechen gewettet haben. Unterdessen bekämen wir Probleme mit den nächsten Kandidaten auf der Abschussliste. Und da stehen nicht nur so "Zwergstaaten" wie Griechenland und Zypern, sondern auch Spanien, Italien, Portugal, Frankreich... Und dann wohl nicht einmal am Ende Deutschland, das seit Jahrzehnten massive Handelsüberschüsse hat. Frohen Weltuntergang all jenen, die der Meinung sind, man könne an den bösen Griechen ein Exempel statuieren.
Gruß
DocHappy