Entzifferungen und Rekonstruktion des verloren gegangenen Pergaments:
"Im Jahre [unleserlich; geschätzt Winter des Jahres 1 der dritten Ära] hat sich die junge Stadt Bad City [heutiges Asgard] zu einer ansehnlichen Stadt mit vielen jungen Bewohner der zugezogenen Nordvölker entwickelt. Auch wenn sich viele am freundlichen Klima des Handels genüglich taten, waren sie doch stets misstrauisch und vorbereitet, ihr neu entdecktes Land zu verteidigen. Ausgestattet mit dem Wohlstand des neuen Landes und der von Mönchen überlassenen Technologie der "Kriegsmaschinen" [s. Artharianische Technik, Band 3] rüsteten sie sich wohlwissend auf, das sie gegebenfalls doch in den erbitterten Krieg ziehen müssen.
Das war auch die Zeit des altgedienten Bürgermeisters Stryk99, der als erster Pionier in dieses Land gezogen ist und sich ehrfürchtig in die Dienste der Nordischen Völker als oberster Führer gestellt hat. Mit dem Aufschwung der Stadt kamen erste, wenn auch vorsichtige, Verbindungen zu den fremden Städten im Osten. Die Ostvölker, namentlich Zintas, Arthorus und Ying Yang City [heutiges Valoria, siehe "Enzyclopedia Artharia, Band 2"] wurden argwöhnisch beäugt und vom Geheimdienst der Bad City beobachtet. Aussagen aus Regierungskreisen rechtfertigen dies mit "Sondierung diplomatischer Möglichkeiten." und "Eine Feindaktivität kann nicht vorausgesetzt werden, dennoch muss das Volk geschützt werden". Gerüchten zufolge hat schon damals eine distanzierte Stimmung zwischen Arthorus-Zintas geherrscht. [s. Diplomatie 101, Kapitel Arthorus-Zintas] YingYang-City, unter Führung von Mix3001, ist ein friedliches Handelsvolk, was sich der freien Marktwirtschaft verschloss und kaum Besuch von außerseits hatte, was teils der geographischen Lage geschuldet war.
[unleserlich, ein Teil ist im Krieg verloren gegangen]
Im Winter des [unleserlich, s.o.] kamen erste Gerüchte durch die Karawanen der Ost-West Route von merkwürdigen Geschehnissen im Osten auf. Umliegende Siedlungen der Stadt YingYang wurden von einer Seuche niedergerafft und Spione berichteten von etwas namens "Umbrella", das von verängstigen Dorfbewohnern gemurmelt wurde. Der Sicherheitsrat von Bad City sah das mit Besorgnis und [unleserlich]
Am 13. Tage des Winters stand es somit fest: Ein Krieg war unvermeidlich. Die Nordvölker haben sich gerüstet um sich der Bedrohung aus dem Tal im Osten entgegen zu stellen. Die Stärke des Feindes war ungewiss, aber die raue Umwelt der nordischen Heimat steckte den jungen Kriegern noch in den Knochen. Mit beispielloser Geheimhaltung wurde ein Trupp Krieger im südlichen Wald des Tals positioniert um den Feind einzukesseln. Der erfahrene Politiker Stryk99 schickte nach Erichtung der südlichen Blockade eine offizielle Kriegserklärung an das Volk der YingYanger. Im Folgenden ein authentischer Tagebuchausschnitt eines ungenannten Krieger niedrigen Ranges.
"Die Stimmung ist sehr konzentriert. Es erinnert mich an die erste Schlacht im Graben von Budzyn. [deutsch-polnische Grenzgefechte, siehe "Geschichte eGermark, Band 7"] Wir harren jetzt schon mehrere Stunden hier aus, während der klirrend kalte Wind uns erzittern lässt. Mit jedem Suppenhuhn, was im Wald herum streift und die Blätter aufwirbelt, fühlen wir uns angespannter. Es ist der erste Krieg in diesem fremden Land, der Wald ist anders, die Kreaturen sind anders. Nur wenige Sachen gleichen der Heimat. Der Winter und die Schlacht. Krieg, Krieg bleibt immer gleich. Jetzt gibt uns der Kommandeur reaktionaer den Befehl vorzurücken.
[unleserlich]
Langsam nähern wir uns dem Einsatzort. Bis jetzt gab es noch kein Feindkontakt. Sicherheitshalber türme ich den Schnee vor mir noch ein bisschen auf, damit man mich nicht sieht. Es ist der letzte Rastplatz, bevor die Fanfaren des Krieges erneut erklingen. Der süße Klang von aufeinander schmetternden Metall und der klebrigen Wärme vom Blut. Sirrende Pfeile und Schreie. Ich muss zugeben, dass ich mich in diesem friedlichen Land danach gesehnt habe. Ich will das Blut. Ich will die Gefahr. Ich will den Krieg. Egal aus welchen Grund!"
Nach dem Vorrücken in das feindliche Gebiet sahen sich die Krieger von Bad City in einer Situation, die für sie ungewohnt war. Späher machten nur wenig Gegenwehr aus, hauptsächlich Bauern, Händler und Gelehrte. Dennoch waren einige Sicherheitskräfte rund um den vom Geheimdienst ausgemachten Labor für Biowaffen aus. So rückten die Soldaten vor, bis sie nur noch warten konnten. Warten, bis der Befehl zum erbarmungslosen Krieg kam.
[unleserlich]
"Endlich hat Kommandeur reaktionaer die Nachricht der Kriegserklärung bekommen. Der Erhalt war sichergestellt und es schien sich schon in der Bevölkerung zu verbreiten. Eilig schulterten die Soldaten ihre Bögen und Streitäxte. Mit der euphorischen Stimmung breitete sich Unruhe aus, alle starrten gespannt auf den Befehlshaber. 'Wir haben das Tal umstellt, worauf wartet er noch', flüstert mir mein Nebenmann zu. Sekunde um Sekunde verging, zäh wie Gummi. Mit einen Mal erhob der Kommandeur die Faust und gab das Signal zum Angriff. Mit Geschrei erhoben wir uns, zurück im Krieg, nicht zum erobern, aber zum Schutz der Bürger aller Städte Artharias. [unleserlich] Die Schlacht ging nur kurz. Es gab wenig Gegenwehr, das Labor war bereits vor unserer Ankunft verlassen und alle Aufzeichnungen wurden mitgenommen. Wir exekutierten einige Sicherheitskräfte und Wissenschaftler und liessen ihre Leichnahme langsam vom Schnee zuwehen. Ein einsames Holzkreuz wird reichen um sich ihrer zu erinnern. Ich bin nur froh, das keiner meiner Kameraden gefallen ist. Krieg stumpft ab."
[unleserlich; einzelne Satzfragmente berichten von dem Zug auf die Stadt um den Bürgermeister zu arrestieren]
"Auch auf dem Land war keine Gegenwehr. Vorsichtig durchquerten wir den Sumpf der uns von der Stadt trennte. Nur noch 3 km [alte eRepublikanische Maßeinheit] bis wir unser Ziel ereichen. Wir machen nochmal Rast. Wir haben den Krieg hier her gebracht. Es war doch richtig! Warum fühlt es sich nicht so an? Wir sind bisher nur auf Bauerndörfer gestoßen, die wir niedergebrannt haben. Es musste so sein, wir dürfen keinen von denen durchlassen, sich niemanden verstecken lassen, wir müssen für Sicherheit sorgen. Aber so viele alte Menschen, die von dieser unbekannten Krankheit gebeutelt waren. Sie sind jetzt erlöst. Hoffentlich werden wir erlöst. [hier bricht der Bericht ab]
Das war der Bericht eines unbekannten Kriegers, der in dem Krieg gefallen ist. Diverse Zeitzeugen berufen sich mit diesem Tagebuch auf die Ungerechtigkeit des Krieges, der aber notwendig war, um die zerstörerischen Ambitionen des Bürgermeisters Einhalt zu gebieten. Noch heute berichtet man von der Einseitigkeit des Krieges, den ersten, der dieses ansonsten friedliche Land erschüttert hat, aber die Notwendigkeit ist in Vergessen geraten. Im Folgenden ein Bericht des Leutnants Shini, der den Zug auf die Stadt verfolgt hat:
"Endlich haben wir den Sumpf durchquert und stehen am Südtor der Stadt YingYang. Man kann es eigentlich kaum eine Stadt nennen, da die Eingänge nur von wenigen unzusammenhängenden Holzpallisaden und einigen verlassenen Wachposten markiert war. Die Stadt war wie ausgestorben. Es erinnert mit einigen prächtigen Häusern an eine Necropolis, bei der die Bewohner noch rumwandern würden. Mit angespannter Miene und klopfenden Herzen betraten wir die Stadt. Haustüren standen offen, Kartenspiel waren auf manchen Tischen vor den Häusern noch ausgebreitet. In der zweiten Gasse dampfte noch ein Teekessel auf einem Beistelltisch. Die gespenstische Stimmung beruhte darauf, das alles stehen und liegen gelassen wurde. So sieht es aus, als ob hier noch volles Leben herrschen würde, aber die Totenstille verrät, das die Stadt bereits geräumt wurde. [unleserlich] Auch dieses Labor wurde eiligst geräumt, nur ein glimmender Stapel an Pergamenten könnte noch Aufschluss geben, was für Greueltaten hier verübt wurden. Es gibt keine Beweise, aber es hat auch keiner für seine Unschuld gekämpft. Die Geschichte wird zeigen, wer Recht behält. Mein Trupp kehrt zum Marktplatz zurück, bei dem wir den Befehl bekommen, die Stadt zu verlassen und die geflohenen Verantwortlichen zu Jagen und zu fassen. Ein grimmiges Grinsen auf den Gesichtern meiner Mitstreiter spiegelt die Freude und den Mut in diesem Krieg wider. Gemeinsam rücken wir ab."
[unleserlich]
An dem Abend des Krieges teilte sich die Armee in verschieden Platoons auf und durchkämmte die Gegend nach den Verantwortlichen und Marodeuren, die ihre Heimatstadt verloren haben. Der gesamte Osten wurde an diesen Tagen zum Kriegsgebiet erklärt. Viele kampferprobte Soldaten des Nordvolkes zogen umher um Beute zu machen und die geflohenen Desserteure von YingYang zur ihrer Gerechtigkeit zu führen. Im Folgenden die Geschichte des Kämpfers und Plänklers FreeedomFighter:
"Es schneit noch immer unerbittlich. Das Nachrichtennetzwerk, das nur mit Mühe aufrecht gehalten wird, verkündet von 3 Kriegsgefangenen [im Artharianischen Sprachgebrauch Sklaven] die bereits inhaftiert wurden. Der Schnee kämpft mir viel ab, meine Nahrung geht bereits zu neige. Jedoch hilft mir die Erfahrung auf alten Schlachtfeldern die Spuren zu lesen und so verfolge ich ihn immer weiter. Die Spione berichteten, das sich der feindliche Bürgermeister im Norden versteckt hält. Es gibt keine Zeit um einmal zu Rasten. Der Wind pfeift und nur mit Mühe entgehe ich einem Sammelplatz für Kreaturen. Aus sicherer Entfernung schaue ich einigen Kämpfern des Südvolks zu, wie sie zahllose Suppenhühner, Füchse und auch Grizzlys erschlagen, ihr Fell dabei erbeuten und ihr Fleisch verzehren um sich zu stärken. Das blutgetränkte Gemetzel macht es schwierig meiner eigentlichen Beute zu folgen. [...] Endlich habe ich ihn gefunden. Das Ziel was mir Ruhm verschaffen wird und dem Krieg endlich ein Ende bereiten wird. Doch der Bürgermeister Mix3001 ist wachsam. Langsam schleiche ich mich an, den Körper eng an den kalten Bodenschnee gedrückt. Das weiße Fell, der Standardausrüstung der Soldaten meiner Heimat gibt mir Schutz. Meter um Meter schleich ich mich an. Plötzlich springt er auf und kauert sich an die lehmige Felswand, bei der er sich versteckt. Er hat mich entdeckt! Verdammt. Schnell spring ich auf und spanne meinen Bogen, zwinge ihn so mit dem Rücken zur Wand. Er hat nur seinen Rundschild zum Schutz, der ihn vor meinen Pfeilen schützt. Auf wenige Meter angekommen, schmeiß ich den Bogen beiseite und stürme mit meine Axt auf ihn zu. Der erste Schlag zerschmettert sein Schild. Ich kann grad noch parieren und bekomme einen Schlag von seiner Keule auf meinen linken Arm. [unleserlich] Erschöpft und schwer atmend stehe ich über seinem blutigen Körper. Noch röchelt er, langsam wird sein Körper erkalten. Ich habe ihn besiegt. Ich habe den Anführer getötet!"
Führungslos suchten die Bewohner der Besiegten Zuflucht in Zintas. Die mächtigen Wälle und das Mahnmal der Völkerschlacht schlugen jeden Gedanken der Verfolgung aus dem Kopf der tapferen Männer. Die Gelehrten Männer dieser Zeit, denen Krieg vollkommen fremd war, waren entsetzt und viele Pamphlete dieser Zeit gegen den Krieg sind noch heute erhalten. [siehe "Krieg und Frieden, Band 1-3"]
So war die Stadt geschlagen, verlassen und konnte sich weder schuldig noch unschuldig bekennen. Kommandeur reaktionaer orderte in einem letzten Akt vor den Friedensverhandlungen noch eine Belagerung an, die mit militärischer Ordnung erpropt wurde. Ein Auszug aus den Kriegschroniken Asgards:
"Am nächsten Morgen des Krieges zog ich mit meinem Belagerungstrupp in Richtung der Stadt, um mit den Kriegsmaschinen Stellung zu nehmen. "Die Technologie der Mönche, die diese Belagerungsmaschinen ermöglicht hat, ist bisher unerprobt, das wird ein Meilenstein der Geschichte.", rief ich meinen Männern zu, die die schwere Holzkonstruktur in die Nähe der feindlichen Tore hievte. Es waren vereinzelt Menschen in der Siedlung zu sehen, die verängstigt in den Gassen um her huschten. Mit Anspannung bereiteten die Arbeiter die Kriegsmaschine vor, um den ersten Stein abzufeuern. Mit einem pfeifenden Zischen sauste der erste Stein in Richtung der erste Siedlung. In den grasigen Feldern am Rand der Stadt erschallten Jubelrufe als der erste Stein sein Ziel traf. Plötzlich Schreie. Pfeile sausten auf den Belagerungstrupp zu und trafen einen Arbeiter. Blutig sackte er zusammen. "Zu den Waffen", rief ich und hob mein Schild grad rechtzeitig um einen Pfeil abzufangen. Soldaten stürmten von dem bewachsenen Hügel hinab und preschten auf die Arbeiter ein. Einen nach dem Anderen schlug ich die feindlichen Krieger nieder, bis ich mich blutbespritzt zum Hang des Hügels vorangekämpft habe. Jedoch, es war zwecklos. Der Feind hat den Überraschungsmoment genutzt und mich von meinem Trupp getrennt. Aus dem Augenwinkel konnte ich nur noch zu sehen, wie meine tapferen Recken abgeschlachtet wurden. [unleserlich] Mit dem letzen Schlag sackte ich zusammen. Es wurde langsam dunkel. Mein Kopf lag im Schnee, der sich langsam rot färbte. So dunkel.. Stiefel stampften neben mir. So kalt... Schreie meines vertrauen Kameraden. So endlos...."
Kommandeur reaktionaer wurde schwerverletzt geborgen und mit der asgardschen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, auch wenn die Belagerung fehlgeschlagen ist. Der Krieg war schnell beendet, auch auf Druck der artharianischen Bevölkerung, die die Richtigkeit des Krieges nicht verstanden. Noch heute erinnert aber das prachtvolle, in gold geschmückte Mahnmal an die tapferen Krieger: Stryk, reaktionaer, Shini, FreeedomFighter, Kellanved...