Der Tathergang nach Vergleich der Aussagen:
In den frühen Morgenstunden des 21.07.2012 griff die Angeklagte Alana unter Alkoholeinfluss DonLupi vor seinem Haus in Altyn an, der sich zur Wehr setzte. konsumman eilte ihm zu Hilfe, als er dessen Hilferuf hörte. Nach leichter Verwundung zog sich konsumman jedoch wieder zurück, woraufhin DonLupi die Angreiferin allein kampfunfähig verwundete. Alana ließ daraufhin einige Wertgegenstände am Ort des Geschehens zurück und floh. Kurz darauf verlor sie für einige Zeit das Bewusstsein. Als sie erwachte, verließ sie die Stadt in Richtung des nahen Waldes. Kithar, Hauptmann der Stadtwache, war inzwischen über den Vorfall alarmiert worden und eilte Alana mit Yajakono nach, stellte sie in oben genanntem Waldstück und brachte ihr in dem folgenden Kampf die letztlich tödliche Verwundung bei.
Die Angeklagte bat auf dem Sterbebett DonLupi um Verzeihung und begründete den Angriff damit, dass sie alkoholisiert gewesen sei und ihn in der Dunkelheit für einen Bürger Vakaas gehalten habe. Gleichzeitig erhob sie gegen Kithar und Yajakono den Vorwurf, diese hätten sie ermordet.
Eine Tötungsabsicht oder versuchten Raub können wir Alana nicht nachweisen, aber sollten wir die Tat daher gleich als Versehen abtun und nachsehen? Dagegen spricht, dass die Angeklagte bereits Tage vor dem Zusammenstoß von mehreren Zeugen unabhängig voneinander beim Vagabundieren gesehen wurde. Ihre aggressive Grundeinstellung [vogelfrei] ließ bereits mangelnde Achtung vor dem Gesetz und Gewaltbereitschaft erkennen. Daher war es keine Tat im Affekt, sondern sie war im Voraus geplant, wenngleich der Alkoholgenuss sie das falsche Opfer auswählen ließ. Wäre es besser gewesen, wenn sie ihrer Absicht gemäß einen Bürger Vakaas angegriffen hätte? Vakaa achtet unsere Gesetze und hat noch keinen Versuch unternommen sie zu brechen, welches Recht hätte da ein Bürger Altyns einen gesetzestreuen Vakaaer anzugreifen? In jeder Hinsicht war also nicht nur die Tat falsch, sondern auch die Absicht dahinter.
Daher beharre ich darauf, dass die Angeklagte in Bezug auf die Anklagepunkte des Vagabundierens und der Körperverletzung schuldig ist und das jeweils für die Tat höchste angemessene Strafmaß verhängt wird.
Zum Vorwurf des Mordes gegen Kithar und Yajakono:
Beide haben schnell und zuverlässig reagiert, als sie um Hilfe gebeten wurden, das steht außer Frage und ist eines Lobes würdig. Offen bleiben jedoch die Frage, ob ihre Reaktion in der Härte angemessen war und zudem die Frage, ob man ihnen dafür die Schuld geben kann.
Angemessen? Aus dreierlei Grund sage ich: nein. Zum ersten hat Alana kein derartig schweres Verbrechen wie Mord oder Verrat begangen, dass der Tod als einzige Strafe in Frage kam. Zum zweiten ging zum Zeitpunkt des tödlichen Kampfes keine direkte Bedrohung von Alana aus, die einen Kampf zum Schutze der Bürger Altyns unumgänglich gemacht hätte – sie war schwer verwundet und bereits aus der Stadt geflohen. Zum dritten war sie eine Bürgerin der Stadt, hatte also das Recht, vor Gericht angehört und ordnungsgemäß verurteilt zu werden, ehe die Strafe vollzogen wurde.
Sind die von Alana beschuldigten Kithar und Yajakono aber wirklich für einen Mord verantwortlich zu machen? Als Mitglieder der Stadtwache haben bei nicht nur die Erlaubnis, sondern sogar die Pflicht, die Bürger Altyns zu schützen. Yajakono hat in dieser Absicht im besten Wissen seinen Vorgesetzten unterstützt. Dieser wiederum stand unter enormem Entscheidungsdruck: als ihn der Hilferuf ereilte, war der Bürgermeister nicht in der Stadt. Nach eigenen Angaben hatte er nicht nur keine genauen Anweisungen, wie in einem solchen Fall vorzugehen sei, sondern war zu diesem Zeitpunkt auch überzeugt, dass die Altyner Justiz noch gar nicht bereit wäre, einem solchen Fall entgegen zu treten. Somit sah sich der Hauptmann allein in der Verantwortung und unter dem Druck, schnell eine Entscheidung zu treffen. Und in dieser Situation traf er die Entscheidung, die wahrscheinlich die meisten von uns getroffen hätten: er eilte zu Hilfe, anstatt die Hände in den Schoß zu legen und er beschloss, dass von Seiten Altyns hier keine Schwäche gezeigt werden durfte. Dafür war er bereit, eher das Leben eines gesetzlosen Mitbürgers zu opfern als das Leben eines Gesetzestreuen Fremden zu riskieren. Was geschehen wäre, wenn er anders entschieden hätte, werden wir nicht erfahren.
Stimmen nun seine Aussagen? Nun, in der Tat war der Bürgermeister weder zugegen um eine Entscheidung zu treffen, noch hatte er dem Hauptmann genaue Anweisungen zur Verfügung gestellt, auf die er sich hätte stützen können. Die Verfassung sicherte beiden – dem Hilfesuchenden wie der Angreiferin – den Schutz ihrer Rechte zu, den er jedoch nicht beiden gleichzeitig gewähren konnte. Somit beantrage ich, Kithar und Yajakono von allen Vorwürfen freizusprechen.
Letztlich ist der Bürgermeister für die aus rechtlicher Sicht voreilige und überzogene Bestrafung der Bürgerin verantwortlich, der letztlich nicht nur einen Bruch ihrer verfassungsmäßigen Rechte bedeutete, sondern letztlich zu ihrem Tod führte. Einen Vorsatz kann man nicht unterstellen, doch hätte er in seiner Position als Gesetzgeber auf der einen Seite und Befehlshaber der Wache auf der anderen Seite wissen müssen, dass hier früher oder später ein Konflikt entstehen würde. Seine Aufgabe wäre es gewesen, Vorkehrungen dagegen zu treffen, indem er keine Unklarheiten in Gesetz und Wachanweisung zugelassen hätte. Dies hat er jedoch fahrlässig vernachlässigt und trägt so einen Teil der Schuld am Tode Alanas.